Unter diesem etwas provokanten Titel kommentiert
Ich habe vor ca. 40 Jahre begonnen, mich mit dem Thema Computer zu beschäftigen. Mein „Einstiegsrechner“ war ein TRS-80 von Tandy/RadioShack, der zuerst überwiegend mit NewDOS betrieben wurde. Es folgten ein TI 88/4a von HP, ein C64, dann ein Commodore PC-10 II mit einer 20 MB-Festplatte. Danach habe ich über die Jahre meine PC’s immer selbst zusammengeschraubt und bin über MS-DOS 3.X bis zu Windows 95 damit immer ganz zufrieden gewesen. Irgendwann habe ich dann beschlossen, den Weg in die Apple Welt einzuschlagen und habe mir einen Mac Mini (PowerPC) zugelegt. Die „Einheit“ aus Hard- und Software hat es mir angetan! Nach einem 24-Zoll iMac (auch Power PC) wurde es schließlich ein 27-Zoll Core 2 Duo (Late 2009) iMac, den ich im letzten Jahr bei Gravis gegen ein iPhone SE eingetauscht habe…
Auf meinem Schreibtisch werkelt mittlerweile ein Intel NUC mit i5, auf dem Linux Mint läuft. Grund für diese Entscheidung waren zum Einen die ziemlich happigen Preise, die Apple mittlerweile für einen 27-Zoll iMac aufruft und die Daten-Sammelwut von Mircrosoft (hier beispielsweise, wie Office 365 Mitarbeitern „auf die Finger“ schauen kann ), die mit Windows 10 eine neue Blüte erlebt.
Linux Mint erfüllt alle meine Ansprüche, die ich als durchschnittlicher User habe. Ich kann Briefe schreiben, meine Fotos mit einem kalibrierten Bildschirm bearbeiten (auch RAWs entwicklen), E-Mails schreiben und im Internet surfen. Das alles fast kostenlos (ich habe dem Team eine Spende zukommen lassen) und fast ohne großen Stress. Stress gibt es nur dann, wenn etwas nicht so will, wie ich es mir denke. Dann muss ich Google oder das Ubuntu-Wiki bemühen und nach Lösungen für mein (meistens selbst gemachtes/gedachtes) Problem suchen. Und irgendwie hat bisher immer noch alles geklappt.
Aber manchmal, ja manchmal wünsche ich mir, die vielen fleißigen Entwickler all dieser Distributionen würden ihr Know-How mal zusammenwerfen und so was richtig „tolles“ machen, anstatt sich in dieser Vielstaaterei zu verzetteln. Eine Hardwareerkennung, die auch wirklich die benötigten Treiber installiert, eine Erkennung von Sensoren, die auch wirklich anzeigen, was im Rechner vorgeht.
Beispiele:
- Das Notebook meiner Nachbarin hat ein frisches Linux Mint bekommen. Das WLan funktioniert aber nicht. Ein lspci zeigt an, dass der Chip erkannt wird. Ein kurzes Googlen fördert den passenden Befehl zu Tage, mit dem die Treiber installiert werden. Meine Nachbarin wäre schon am lspci im Terminal gescheitert.
- Mein alter AMD-Rechner (mit E-450 CPU) wurde für den Verkauf bei ebay mit einem Linux Mint ausgerüstet. Es lassen sich zwar in der Taskleiste Sensoren anlegen, die die CPU-Temperatur anzeigen, aber die Lüfterumdrehung tuts nicht. Ich kann zwar drauf verzichten, aber…
- Ein sehr gut erhaltener Canon-Scanner findet seinen Weg zu ebay, weil er von SANE nicht unterstützt wird. Gut, ein ebenfalls guter Canon LIDE 200 fand über ebay seinen Weg zu mir und funktioniert, weil ich mir vorher die Liste der unterstützten Scanner angeschaut habe.
Viele dieser Probleme werden damit zusammenhängen, dass die Geräte „Closed Shop“ sind, und sich Treiber nicht „mal eben“ schreiben lassen. Aber ich gehe davon aus, dass keine der anderen Distributionen das erste und zweite Problem besser gemeistert hätte. Und daher sind sie aus meiner Sicht eben (fast) nutzlos.
Es gibt ein Linux (einen Kernel), welcher durch den Desktop und die beigefügten Programme zum Leben erweckt wird. Beschränkt Euch doch darauf, schöne Desktops zu machen (und dann den 33. MacOS-Clone und den 199. Windows 7-Clone), aber seht zu, dass Lieschen Müller ihren Rechner mit einer eingelegten CD oder einem eingesteckten USB-Stick komplett zum laufen bekommt, ohne ein Studium in Linux absolviert zu haben. Dann hat Linux eine Chance, auf dem Desktop eine größere Rolle zu spielen!