Unser Staat „nutzt“ das Internet

Seit heute Morgen 8:00 Uhr  können beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) Reservierung-Anträge für die „Abwrackprämie“ (aka Umweltprämie) online abgegeben werden. Hierzu muss man „nur“ eine Webseite aufrufen, einige Daten eingeben und den Kaufvertrag oder die verbindliche Bestellung für ein Fahrzeug als pdf-Datei hochladen. Sinnigerweise war die Seite ab 8:00 Uhr nicht erreichbar (den Ansturm hatte ich schon vor einigen Tagen prophezeit) und um 10:07 hat heise.de dann bereits gemeldet, dass die Seite nicht erreichbar ist. Gegen Mittag mehren sich dann die Meldungen, dass es einigen gelungen ist, ihren Antrag online „abzugeben“, dass aber Bestätigungen versandt werden, die auf die Personen- und Fahrzeugdaten anderer Antragsteller Bezug nehmen. Heise.de nimmt sich dieses Themas natürlich auch an.

Interessant ist, dass die Bafa offensichtlich den Dienstleister arago mit der technischen Umsetzung beauftragt hat, der wiederum Versatel mit der Anbindung der Applikation an das Internet beauftragt hat. Ping und Trace führen zu Versatel-Servern… Das ich heute Morgen keine Internet-Anbindung hatte, ergibt erst jetzt ein Bild: meine Fritz!Box musste sich seit dieser Nacht damit abquälen, mit Versatel zu synchronisieren… Da war ein neuer Server.

Neben dem „üblichen“ Ärger und Unmut , wenn IT-Projekte des Staates (und der von ihm ausgewählten Helfer) sich als Rohrkrepierer erweisen, kommen hier aber noch einige Punkte hinzu:

  • Warum werden die in das Formular einzugebenden Daten unverschlüsselt übertragen (kein!!! https…)?
  • Warum müssen Anträge unbedingt online gestellt werden? Hat jeder Zugang zum Internet? Ich habe in meinem Bekanntenkreis etliche Leute, die keinen Zugang haben und auch keinen haben wollen…
  • Warum muss ein pdf-File angehängt werden? Klar, pdf ist ein Standard – aber „Lieschen Müller“ kann gerade mal im Explorer einen Ordner öffnen und eine Datei speichern. Eine Kopie des Kaufvertrages (2 oder 3 Seiten) zu erzeugen und dann noch als pdf-File auszugeben… Das stellt schon Ansprüche. Vielleicht eine Art „natürlicher Auslese“?
  • Und: Warum wurde die Applikation nicht ausreichend getestet? Mit Zeitmangel kann man es wohl nicht entschuldigen, wenn die persönlichen Daten der Antragsteller an falsche Personen versandt werden.

Man hätte vorher Herrn Schäuble oder Frau Zypries fragen sollen – die kennen sich aus mit dem Internet 😉 Und die Daten der Vorratsdatenspeicherung wären eh beim BKA viel besser (sicherer 😉 ) aufgehoben

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