„Endspiel“ für Griechenland?

Nachdem gestern die Verhandlungen zwischen der „Eurogruppe“ (die aus den Finanzministern der Europäischen Union besteht) und Griechenland abgebrochen wurden, hat der griechische Ministerpräsident Tsipras ein Referendum angekündigt. Am 5. Juli soll die griechische Bevölkerung darüber abstimmen, ob die „Bedingungen“ der Eurogruppe für die Auszahlung der restlichen Tranche aus dem dritten „Hilfspaket“ angenommen werden sollen oder nicht. Die EU hat inzwischen das entsprechende Papier veröffentlicht , damit man sich davon überzeugen kann, welche Forderungen gestellt wurden. Abgesehen vom Ton dieser Forderungen finden sich dort wieder genau die Vorhaben, die in den letzten Jahren gerade eben nicht dazu geführt haben, dass sich die Lage Griechenlands bzw. der Finanzen Griechenlands verbessert haben. Das wird wohl auch der Grund gewesen sein, warum Herr Tsipras die Verhandlungsdelegation aus Brüssel abberufen hat… Warum es eines Referendums bedarf, erschließt sich mir noch nicht. Zumal nach Umfragen (sofern man denen trauen kann) die Mehrheit der Griechen für einen Verbleib in der Euro-Zone aussprechen wird…

Griechenland hat seinem Eintritt in die EU Subventionen bekommen (nach seriösen Schätzungen etwa 500 Milliarden EUR). Diese wurden sowohl für den Aufbau der Infrastruktur, als für die Finanzierung „des Volkes“ benutzt. Griechische Bauern bekommen Subventionen, der Staatsapparat wurde auf ein überzogenes Maß aufgebläht (Stichwort: Vetternwirtschaft). Mit der Schuldenkrise musste auch Griechenland seine Banken retten und „plötzlich“ war die griechische Staatskrise da…

Ich möchte hier nur anmerken, wohin die Milliarden aus den Hilfsprogrammen geflossen sind:

Griechenland braucht den Großteil der Gelder, um seine Kredite zu tilgen, zeigt unsere Grafik. Nur ein geringer Teil landet am Schluss bei griechischen Bürgern.

schreibt dazu die „Zeit-online“ und „der Freitag“ schreibt, wer mit den Zahlungen aus den Hilfspaketen wirklich „gerettet wurde:

Wolfgang Schäuble und seine Anhänger betonen, dass sich die Griechen nicht einfach aus der Verantwortung stehlen könnten. Jemand anders hat das längst geschafft: die europäischen Banken, nicht zuletzt die deutschen.

Ich muss immer an mich halten, wenn ich in Kommentaren zu Berichten vom „faulen Griechen“ lese, der sich auf Kosten des deutschen Steuerzahlers bereichert hat. Auch die Aufforderung, das Rentenalter in Griechenland endlich „auf deutsches Niveau“ anzuheben ist ein solche Mär, die sich dank Bild und diversen Medien in allen Kommentaren hält. Und noch schlimmer: „Die Griechen holen Milliarden Euros aus den Automaten!“ – Hallo: Griechenland hat ca. 11 Mio. Einwohner. Eine Milliarde EUR sind ca. 100 EUR „pro Grieche“ – das holen wir jeden Freitag für den Wochenendeinkauf ab!

Der „Deutsche“ braucht eben immer noch jemanden, auf dem er herumtrampeln kann, obwohl ihm selbst schon das Wasser bis zum Hals steht! Er muss halt das Gefühl haben, dass mit dem deutschen Wesen und „deutschem“ Geld die Welt gerettet wird!

Warten wir mal die nächste Woche ab; alle Seiten betonen, dass ein Verbleib Griechenlands im Euro möglich ist. Aber zu welchem Preis?

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